Museum der Deutschen Spielzeugindustrie

mit Trachtenpuppen-Sammlung

Sonderausstellung "Zeiten-Wechsel"

1980er-Jahre

Das Brausepulver knistert im Mund, den Walkman immer dabei, Schlümpfe im Setzkasten. Mit der ganzen Familie die große Samstagabendshow gucken, mit dem Auto in den Urlaub fahren – ganz ohne Anschnallen, dafür aber mit Zigarettenqualm. Kind-Sein in den 80ern: eine herrliche Supersorgloszeit, zumindest in der Rückschau!

Der Spielwarenmarkt wurde zunehmend von Trend- und Lizenzartikeln aus Film- und Fernsehproduktionen bestimmt. Amerikanische Action- und Fantasy-Figuren wie „Star Wars“ oder das außerirdische Fabelwesen „E.T.“ verkauften sich als Spielzeug weltweit mit großem Erfolg. Videospiele, Schachcomputer und Gameboy setzten zudem völlig neue Schwerpunkte im Spielebereich. Trotzdem erlebten Brett- und Tischspiele durch viele Neuheiten namhafter Spieleautoren und die Hinwendung zum Familienspiel einen bemerkenswerten Aufschwung.

Die Begeisterung für den Reitsport ließ vor allem bei Mädchen das Spielzeugpferd in Mode kommen. Kaum jemals zuvor konnten Kinder aus einer so großen Vielfalt von Puppen wählen: Die Bandbreite reichte vom Käthe-Kruse-Kind bis zur Popstar-Barbie.

Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze mussten viele Hersteller in der DDR, wo bis zuletzt international konkurrenzfähige Holz-, Blech- und Plastikspielsachen produziert wurden, allerdings ihre Pforten schließen.

Nachfolgend zeigen wir Euch Objekte aus der Sonderausstellung "Zeitenwechsel", die sowohl das Spielen an sich als auch die Lebenswelt der 1980er-Jahre betreffen.

Hinweis: Bei allen Produkten, die auf dieser Seite erwähnt und vorgestellt werden, handelt es sich um unbezahlte Werbung.


#exponat | Playmobil 

Siebeneinhalb Zentimeter groß und mit einem freundlichen Lächeln: Ein Bauarbeiter, ein Indianer und ein Ritter sind die ersten Playmobilfiguren, die am 2. Februar 1974 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Die Firma Geobra Brandstätter aus dem mittelfränkischen Zirndorf möchte in den 1970er-Jahren seine Produktion von Kunststoffartikel aus dem Spielwaren- und Freizeitbereich auf innovatives Kinderspielzeug umstellen – und das inmitten der Ölkrise. Horst Brandstätter und sein Produktentwickler Hans Beck planen deshalb ein Spielzeug-System, für das nur wenig Plastik benötigt wird: Die von Hans Beck konstruierten Männchen (seit 1976 auch weibliche Figuren) können sich bewegen und darüber hinaus ihre Kopfbedeckungen austauschen. Ihr besonderes Kennzeichen wird das immer gleiche Lächeln.

In den 1980er-Jahren entstehen die bis heute beliebten Spielewelten wie Feuerwehr, Bauernhof, Zirkus und Piratenschiff sowie das große Puppenhaus.


#exponat | Monchhichi

Diese affenähnliche Mixtur aus Plüschtier und Puppe, genannt Monchhichi, wird 1974 in Tokyo erfunden. Der japanische Spielzeughersteller Sekiguchi kombiniert zwei seiner bisherigen Produkte: den Kuta-Kuta-Plüschaffen und die GeGe-Anziehpuppe, die am Daumen nuckeln kann.

Das daraus resultierende Zwillingspaar, bestehend aus einem Mädchen und einem Jungen, wird in Japan und vor allem in den 1980er-Jahren auch darüber hinaus ein riesen Erfolg – natürlich auch in Deutschland.


#exponat | EBO Plüsch 

Kuscheltiere sind gerade für Kinder besonders wichtig: Sie geben Sicherheit, schaffen Vertrauen und helfen beim Einschlafen. Diese Katze stammt aus der Firma Erich Bohl Plüschspielwaren.

Eigentlich ist Erich Bohl gelernter Schuhmacher, als er seine Plüschwarenfabrik 1954 gründet. Gemeinsam mit seiner Frau Gerda arbeitet er zunächst in einem Lagerraum der väterlichen Schuhmacherwerkstatt im oberfränkischen Kipfendorf.

Gerda Bohl übernimmt den kreativen Part. Mit viel Geschick, Handwerkskunst und Liebe zum Detail stellen sie Plüschtiere her. Anfangs produzieren sie einen Foxterrier, eine Katze, einen Affen und drei verschiedene Bären.

Erich und Gerda Bohl verkaufen ihre Plüschtiere so erfolgreich, dass ihr Produktionsraum bald zu klein wird. 1958 ziehen sie mit ihrer Firma in ein eigenes Werksgebäude mit integrierter Wohnung um.

Sowohl in den 80er-Jahren als auch heute erfreut die Firma EBO ihre kleinen und großen Plüschfreunde mit einer Vielzahl an flauschigen Produkten.


#spiel | Café international

Bei diesem preisgekrönten Familienspiel kommt es auf die Zusammensetzung an. Das „Café international“ ist ein Treffpunkt für Gäste aus vielen Nationen. Die Aufgabe der Spieler ist es, die internationalen Gäste möglichst geschickt an alle Tische im Café zu verteilen.

Das Spiel „Café international“ erscheint erstmals bei Mattel 1989 und wird im selben Jahr mit dem Preis „Spiel des Jahres“ ausgezeichnet.

Der Spielzeugkonzern Mattel ist vor allem für seine Barbie-Puppen weltweit bekannt. In Deutschland versucht der Verlag 1988 auch mit Brettspielen den Spielzeugmarkt zu bestreiten. Trotz des schnellen Erfolgs mit „Café international“ steigt er aus diesem Bereich bereits zwei Jahre später wieder aus, nachdem die Verkaufszahlen im europäischen Ausland nicht den hohen Erwartungen genügt haben.

Der Spieleverlag Amigo nimmt das Spiel 1999 in sein Programm auf.


#spiel | Haba

Ab Mitte der 1980er-Jahre beginnt das Familienunternehmen HABA aus dem oberfränkischen Bad Rodach Brettspiele zu entwickeln.

Kein anderes Spiel wird wohl mehr mit der Marke HABA in Verbindung gebracht als der Klassiker „Obstgarten“ – seit mehr als 35 Jahren begeistert das Spiel.

Obstgarten ist über viele Ländergrenzen hinweg bekannt und besonders wegen seines kooperativen Spielablaufs bei Kindern und Familien beliebt. Verlieren oder gewinnen geht nur gemeinsam!


#machmit | Knoppers

1983 wird Knoppers, die Milch-Haselnuss-Schnitte, in die Storck-Familie eingeführt. Der Name Knoppers entsteht aus einer Wortspielerei um das Wort "knabbern" (Knabbern – Knoppern – Knoppers).

Habt ihr Lust mal eine Knoppers-Torte zu backen: das Rezept findet ihr hier.


#literatur | Die Wolke 

Der preisgekrönte Jugendroman „Die Wolke“ erscheint 1987 im Ravensburger Verlag; ein Jahr nach dem Reaktorunfall bei Tschernobyl.

Die deutsche Kinder- und Jugendbuchautorin Gudrun Pausewang schreibt über ihr Werk: „Am 26. April 1986 flog ein Reaktorblock der Atomreaktoranlage Tschernobyl in die Luft. Die freigesetzten radioaktiven Stoffe breiteten sich in weiten Teilen Europas aus, auch in Deutschland. Noch fünf Minuten vor der ersten Katastrophenmeldung dachte ich nicht im Traum daran, ein Buch über die Gefahr zu schreiben, die von Kernreaktoren ausgeht. Doch bald begann ich den Roman „Die Wolke“. Das Buch erzählt die Geschichte eines Mädchens, das nach dem Super-GAU seine Familie verliert und ums eigene Überleben kämpft.“

Millionenfach wird „Die Wolke“ verkauft und im Schulunterricht eingesetzt. Der Roman, der einen Super-GAU in Deutschland zum Inhalt hat, ist aus der Perspektive Jugendlicher spannend und realitätsnah geschrieben.