Museum der Deutschen Spielzeugindustrie

mit Trachtenpuppen-Sammlung

Sonderausstellung "Zeiten-Wechsel"

1960er-Jahre

Aufschwung in der Bundesrepublik: In den 60er-Jahren war der Nachkriegsmangel überwunden: der Tisch war gedeckt, die Wirtschaft brummte und ebenso der Konsum. Aber alles in Maßen – das prägte auch die Kindererziehung. Mit dem wirtschaftlichen und technischen Aufschwung im Land betrat man ebenfalls in der Spielzeugindustrie neue Wege und zeigte Experimentierfreude.

Mit Fischertechnik gelang die Entwicklung eines vielfältigen Konstruktionssystems in Kunststoff. Spielzeugroboter aus Fernost zeugten vom Traum des Menschen, intelligente Maschinen zu schaffen. Wunder der Technik wie Weltraumfahrt und Mondlandung beflügelten die Fantasie der Spielzeugproduzenten zu originellen Flugobjekten und Raketen. Autorennbahnen für Kinder waren der Spiegel für die zunehmende Mobilität in der Bevölkerung – sowohl im Westen als auch im Osten Deutschlands erlangten sie geradezu Kultstatus.

Bei den Mädchen wurde die Babypuppe allmählich von der Barbiepuppe abgelöst. Barbie entsprach dem gewandelten Bild der Frau, die selbstbewusst in Ausbildung und Beruf strebte. Trotz mancher pädagogischer Bedenken gegen ihre bunte Konsumwelt ist sie bis heute Idol unzähliger Mädchen geblieben.

Wachsender Wohlstand führte zu mehr Freizeit, die zunehmend mit Reisen und Camping, aber genauso mit Spielen wie Malefiz und Puzzles ausgefüllt wurde.

Nachfolgend zeigen wir Euch Objekte aus der Sonderausstellung "Zeitenwechsel", die sowohl das Spielen an sich als auch die Lebenswelt der 1960er-Jahre betreffen.

Hinweis: Bei allen Produkten, die auf dieser Seite erwähnt und vorgestellt werden, handelt es sich um unbezahlte Werbung.


#exponat | Fisher-Price

Das Fisher-Price Xylofon zum Ziehen hat acht bunte Klangstäbe, um frühe musikalische Kreativität zu fördern und die Kleinkinder bei der Entwicklung von Erfolgsgefühlen zu unterstützen. Die kleinen Komponisten können mit ihren wachsenden Fähigkeiten den Farben folgen, um eine eigene Melodie zu kreieren. Der Schläger ist am Xylofon befestigt, damit er nicht verloren geht. Und dank der Rollen können Kinder ihr Musikinstrument überallhin mitnehmen.

Der US-amerikanische Hersteller von Baby- und Kleinkindspielzeug Fisher-Price wird 1930 von Herman Fisher, Irving Price und Helen Schelle gegründet.

Dr. Doodle, ein Nachziehspielzeug, ist 1931 das erste geführte Spielzeug. In den 1960er-Jahren beginnt die Produktion der Little-People-Spielzeuge, wozu auch das Xylophon zählt. Herman Fisher zieht sich 1969 im Alter von 71 Jahren zurück. Seit 1993 ist Fisher-Price eine Tochtergesellschaft von Mattel.


#exponat | Pittiplatsch 

Pittiplatsch, kurz Pitti genannt, ist ein äußerst sprachgewandter kleiner Kobold, der Kinder und Erwachsene gleichermaßen fasziniert. Er ist neugierig, verschmitzt, tollpatschig, zuweilen übermütig, absolut liebenswert und frech. Mit seinen kultigen Sprüchen, wie „Ach du meine Nase!“ oder „Kannste glauben, Platschquatsch!“ bringt er seine kleinen und großen Zuschauer seit über 60 Jahren zum Lachen. Und das nicht alleine, sondern zusammen mit seinen besten Freunden: der Ente Schnatterinchen und dem Hund Moppi.

Die Geschichten mit Pittiplatsch werden im Abendgruß der DDR-Kindersendung „Unser Sandmännchen“ ausgestrahlt; Schauplatz der zahlreichen Pittiplatsch-Episoden ist stets der Garten.

Seinen ersten Auftritt im Abendgruß des Sandmännchens hat Pittiplatsch am 17. Juni 1962.

Lesetipp Museumsgala: Ach du meine Nase - Pittiplatsch wir 60


#exponat | Cowboy und Indianer 

In den 60er-Jahren lösen die Karl-May-Verfilmungen eine regelrechte Faszination des Wilden Westens aus. Die spannenden Abenteuer von Karl Mays unvergesslichen Helden Winnetou, Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi, Old Surehand, Hadschi Halef Omar, Sam Hawkens und vielen anderen fesseln Klein und Groß vor den Bildschirmen.

Auch der Spielzeughersteller O. & M. Hausser in Neustadt bei Coburg bedient sich dieses Hypes und produziert zahlreiche Elastolin-Massefiguren, mit denen sich die Helden Winnetou und Co. sowie der gesamte Wilde Westen mit Cowboys und Indianern ins Kinderzimmer holen lässt.


#exponat | Mecki 

Der wohl bekannteste Igel Deutschlands ist Mecki. Eine Vielzahl an Merchandising-Produkten prägt die 50er- und 60er-Jahre, so auch diese Figur der Firma Steiff.

1937 kommt Ferdinand Diehl auf die Idee, die Tierfabel „Der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel“ als Puppentrickfilm zu verfilmen. Dafür entwirft sein Bruder Hermann Diehl eine Igelpuppe mit menschlichen Zügen. 1938 beginnen die Dreharbeiten. Der fertige Film wird zu einem Meilenstein der Trickfilmgeschichte – denn erstmals können die Figuren ihren Mund und ihre Augen bewegen. Weitere Filme in der Wochenschau folgen.

Meckis Popularität will sich auch eine damals führende Rundfunkzeitung – die „Hör zu!“ – zu Nutze machen. Sie kürt Mecki 1949 zum Redaktionsigel und präsentiert ihn auf zahlreichen Titelseiten – anfangs noch ohne Genehmigung von Diehl-Film. Später, dann auch mit Lizenz, gibt es jede Woche eine neue Bildergeschichte mit Mecki. Talentierte Zeichner spinnen Meckis Geschichte als Comic weiter.


#spiel | Deutschlandreise 

Der Kalte Krieg macht in den 60er-Jahren auch vor Gesellschaftsspielen nicht halt. Aus dem Hause Ravensburger erscheint 1967 eine Deutschlandreise von Freiburg bis ins polnische Stettin – allerdings ohne innerdeutsche Grenze. Erst 1977 bringt der Verlag zur Nürnberger Spielwarenmesse eine Ausgabe heraus, in der die Grenze zwischen DDR und Bundesrepublik klar eingezeichnet ist.


#machmit | Schleckmuschel 

Die überwiegend bei Kindern beliebte Süßigkeit ist in den 60ern v.a. in Kiosken, Trinkhallen u.Ä. erhältlich. Vorteilhaft ist, dass die Schleckmuschel dank ihrer Kunststoffschale auf dem Tisch abgelegt werden kann, ohne dass der eigentliche Bonbon anklebt.

Und wenn die Schleckmuscheln ausgeschleckt sind, kann man sich ein wunderbares Muschel-Memospiel daraus basteln. Die Anleitung findet ihr hier. 


#literatur | BRAVO 

Im Jahr 1956 erscheint die erste „BRAVO“ auf dem Zeitschriftenmarkt. Ein Medium, das sich für Millionen von Teenagern zu einem zentralen Sprachrohr hinsichtlich der Themen Mode, Musik und Sex etabliert und zugleich von zahlreichen Eltern zutiefst verpönt wird.

Während in den 50er-Jahren die Auflage bei 30.000 Exemplaren startet, knackt sie 1966 erstmals die Millionengrenze. Und seit 1969 steht Dr. Sommer den Jugendlichen in Fragen rund um Sexualität und erste Liebe mit Rat und Tat zur Seite.