Sonderausstellung "Zeiten-Wechsel"
1950er-Jahre
Im Westen Deutschlands schritt der Wiederaufbau mit kaum für möglich gehaltenem Tempo voran. Baufahrzeuge, Kräne und Baukästen hatten in den Kinderzimmern ebenfalls Konjunktur. 1955 kam in der Bundesrepublik Lego auf den Markt. Das Systembauspiel aus Dänemark traf den Nerv der Zeit.
„Wohlstand für alle“ lautete die zentrale Verheißung der Politik im Wirtschaftswunderland. Die Träume der Eltern von Auto, Urlaubsreise und Eigenheim bestimmten oft auch die Wünsche der Kinder. Das Auto wurde zum liebsten Spielzeug ihrer Jungen, ob als noble Nürnberger Blechkarosse oder als billiges Modell im Matchbox-Format aus Metallguss oder Kunststoff.
Während Vater wie Sohn ihr großes bzw. kleines Auto voller Stolz pflegten, erhielt die Mutter dank moderner Technik Erleichterung im Haushalt und freute sich zudem über manch neues Möbelstück. Wie die Mutter so die Tochter: deshalb hielten in den Puppenstuben sodann Nierentisch und Cocktailsessel sowie Musiktruhe, Fernseher und Waschmaschine Einzug.
Daneben wurde der US-amerikanische Einfluss in den Kinderzimmern der 1950er-Jahre immer größer: Die Stars der Comichefte und Zeichentrickfilme von Mickey Maus bis Superman kamen trotz – oder gerade wegen – pädagogischer Bedenken bei der Jugend gut an. Doch auch deutsche Entsprechungen wie Mecki oder das Sandmännchen eroberten sich die Herzen der Kinder.
Nachfolgend zeigen wir Euch Objekte aus der Sonderausstellung "Zeitenwechsel", die sowohl das Spielen an sich als auch die Lebenswelt der 1950er-Jahre betreffen.
Hinweis: Bei allen Produkten, die auf dieser Seite erwähnt und vorgestellt werden, handelt es sich um unbezahlte Werbung.
#exponat | Bild-Lilli vs. Barbie
Schon gewusst? Die Wurzeln der Barbie liegen in der Bayerischen Puppenstadt Neustadt bei Coburg. Die Bild-Lilli, entstanden aus dem gleichnamigen Comic der Bild-Zeitung, ist Barbies Vorgängerin.
Der Comic ist in den 1950er-Jahren derart erfolgreich, dass es Lilli auch als Spielpuppe zu kaufen geben soll. Beauftragt wird damit der Modelleur Max Weißbrodt, der beim Spielwarenhersteller O. & M. Hausser in Nesustadt bei Coburg beschäftigt ist. Die Bild-Lilli wird von 1955-1964 produziert.
1958 entdeckt Ruth Handler, die Mitbegründerin der Firma Mattel (USA), die Bild-Lilli in einem Schweizer Schaufenster. Sie hat den Wunsch, eine Puppe nach ihrer Tochter Barbara zu schaffen – 1959 stellt sie sodann die Barbie auf einer amerikanischen Spielzeugmesse vor. Dies ist eine 1:1 Kopie der Bild-Lilli.
Nach einem aussichtslosen Rechtsstreit verkauft Hausser schließlich 1964 die Rechte an Mattel.
#exponat | Steiff-Marienkäfer
Bei diesem Plüschtier handelt es sich um ein Reittier für Kinder. Der Marienkäfer ist fest mit Plüsch gestopft, damit Kinder darauf gut sitzen können.
Der Autohersteller VW hat seinen Käfer ab 1938 im Programm. Gerade in den Zeiten des Wirtschaftswunders wird dieses Modell zum Auto der Nation. In den 1950er-Jahren kommt die Firma Steiff aus dem baden-württembergischen Giengen an der Brenz auf die Idee, einen fahrbaren Käfer für Kinder zu entwickeln – mit Erfolg. Spielzeug zu produzieren, das den Kindern ermöglicht, die Welt ihrer Eltern im Kleinen nachzuspielen, hat sich schon immer bewährt.
#exponat | LEGO
Chartep, CC BY-SA 4.0
Der Däne Ole Kirk Kristiansen ist der Gründer des heutigen Lego-Imperiums. 1932 beginnt der gelernte Tischler in Billund Holzspielzeug herzustellen, vier Jahre später entwickelt er den Firmennamen Lego, das sich vom dänischen „leg godt“ ableitet, das so viel bedeutet wie „spiel gut“.
In den 1940er-Jahren kauft Kristiansen seine erste Kunststoff-Spritzgussmaschine, mit der er bunte Plastikbausteine produziert. Die Inspiration hierfür erhält er von dem britischen Spielzeugunternehmen Kiddicraft, das bereits farbige Kunststoff-Klemmbausteine herstellt.
In Deutschland wird 1956 die erste Lego-Handelsgesellschaft außerhalb Dänemarks gegründet – damit beginnt der internationale Siegeszug des Lego-Bausteins.
#exponat | Hausser-Roller
Die Spielzeugfirma O. & M. Hausser, die 1904 im baden-württembergischen Ludwigsburg entsteht und 1936 ihren Standort nach Neustadt bei Coburg wechselt, ist vor allem für ihre Elastolin-Figuren und Gesellschaftsspiele bekannt.
Aber auch Kinderfahrzeuge gehören zum Sortiment. Verschiedene Roller-Modelle werden seit den 1930er-Jahren in Neustadt produziert, so auch das Modell „Olympia“. Dieses ist insbesondere für 5- bis 10-Jährige Kinder geeignet.
Die Roller erfreuen sich in den 1950er-Jahren ebenfalls großer Beliebtheit, denn das Spielen auf der Straße gehört nach wie vor zu jeder Kindheit.
#exponat | Billerbahn
Johann „Hans“ Biller ist ein deutscher Unternehmer. Im Jahr 1935 gründet er in Nürnberg eine Metallspielwarenfabrik, die nach dem Wiederaufbau in den 1950er-Jahren insbesondere durch die „Billerbahn“ bekannt wird. Diese Feldbahn hat ungefähr den Maßstab 1:40 und die Spurweite 0e. Die Billerbahnen sind entweder batteriebetrieben oder Modelle zum Aufziehen. 1977 muss das Unternehmen Konkurs anmelden.
#exponat | Max Carl
Die Firma Max Carl Spielwarenfabrik ist insbesondere für ihre mechanischen Spielfiguren bekannt. Standort der Firma ist von den Anfängen in den 1920er-Jahren bis zur Enteignung 1952 das thüringische Judenbach (Raum Sonneberg) – die Familie flieht nach Coburg-Creidlitz und kann dank vorbereitender Maßnahmen dort die Produktion rasch wiederaufnehmen.
Das umfangreiche Sortiment an mechanischen Spielwaren der Firma Max Carl umfasst neben allen Arten von Tieren auch Figuren wie Clowns, Matrosen oder Zauberer.
Im Laufe der Zeit wird der Konkurrenzdruck aus Fernost allerdings immer größer. 1987 erscheint der letzte Firmenkatalog, bis Helmut Carl (Sohn von Max Carl) schließlich 1992 die Produktion vollständig einstellt und seine Werkzeuge nach Fernost verkauft.
#spiel | memory
Die Geschichte des Erfolgsspiels beginnt mit einem Großvater, der seinen Enkelkindern eine Freude machen möchte. Der Schweizer Heinrich Hurter bastelt ein Spiel aus quadratischen Kartonkärtchen, die er mit Ausschnitten aus Illustrierten und Warenhauskatalogen beklebt – immer zwei Kärtchen mit demselben Motiv.
Das Spiel findet in der Familie so großen Anklang, dass Freunde Hurter jun. ermuntern, es einem Spielehersteller anzubieten – mit Erfolg: im Februar 1959 wird memory vom Otto Maier Verlag (heute Ravensburger) auf der Spielwarenmesse in Nürnberg erstmals präsentiert. Seitdem sind bereits weltweit über 75 Millionen Ravensburger Legekartenspiele verkauft worden – uns es werden täglich mehr.
#machmit | Brausestäbchen
Ein Knistern auf der Zunge, ein säuerlich-süßer Geschmack, bei dem sich jedes Gesicht verzieht. Dieses typische Brause-Erlebnis weckt Kindheitserinnerungen.
1951 kommen die Brausestäbchen SADEX auf den deutschen Markt. Der Name setzt sich aus dem Nachnamen des Firmeninhabers Fritz SAttler und der verwendeten DEXtrose zusammen.
Wir haben hier noch ein spannendes Experiment für Euch zum Ausprobieren: Die Brausepulver-Rakete
#literatur | Der kleine Wassermann
Nach den ersten literarischen Anläufen gelingt Otfried Preußler 1956 mit „Der kleine Wassermann“ der erste große Erfolg.
Die Geschichte vom kleinen Wassermannjungen am Grund des Mühlenweihers wird nicht nur von den Kindern begeistert aufgenommen, sondern auch von der Fachwelt anerkannt. Bereits ein Jahr nach seinem Erscheinen erhält Preußler bei der Vergabe des Deutschen Jugendbuchpreises einen Sonderpreis für sein Erstlingswerk.