Sonderausstellung "Zeiten-Wechsel"
1930er-Jahre
Die Kindheit in den 1930er-Jahren ist insbesondere von nationalsozialistischen Erziehungsmerkmalen geprägt: Die wichtigsten Ziele sind Einsatz-, Kampf- und Wehrbereitschaft, körperliche Ertüchtigung und kritiklose Übernahme der NS-Ideologie.
Während bei den Jungen der Fokus auf körperlicher Ertüchtigung hinsichtlich der Erziehung zum Soldaten liegt, stehen bei den Mädchen die Steigerung der Gebärfähigkeit und die Erziehung zur Hausfrau und Mutter im Mittelpunkt. Schon im Kinderzimmer beginnt die Indoktrination durch das auf die Ideologie des NS-Regimes ausgerichtete Spielzeug.
Nachfolgend zeigen wir Euch Objekte aus der Sonderausstellung "Zeitenwechsel", die sowohl das Spielen an sich als auch die Lebenswelt der 1930er-Jahre betreffen.
Hinweis: Bei allen Produkten, die auf dieser Seite erwähnt und vorgestellt werden, handelt es sich um unbezahlte Werbung.
#exponat | Bärbel
Bärbel (rechts im Bild) ist eine Schildkröt-Puppe – sie zählt zu den fünf bekanntesten Schildkröt-Puppen. 1937 hat sie das erste Mal das Licht der Puppenwelt erblickt.
Bei Bärbel handelt es sich um ein Stehmädchen, deren Kopf und Körper aus beweglichen Steifgelenkgliedern aus Celluloid bestehen. Markant für Bärbel sind ihre hübschen Schneckenzöpfchen.
Die Schildkröt-Puppen und Spielwaren GmbH ist übrigens der älteste Puppenhersteller, der seit 1896 bis heute durchgehend Puppen produziert.
#exponat | Märklin-Eisenbahn
Bei diesem Objekt handelt es sich um eine Märklin-Eisenbahn.
Der Spielwarenhersteller Märklin aus dem schwäbischen Göppingen wird 1859 gegründet.
1909 umfasst die Produktpalette 90 verschiedene Dampfmaschinenmodelle, Puppenstuben- und Küchenzubehör, Karussells, Autos, Flugzeuge, Schiffe, Kreisel und Metallbaukästen.
In den 1930er-Jahren wird die Modelleisenbahn zunehmend zum wichtigsten Produkt für Märklin.
#exponat | Schuco-Auto
1936 bringt das Unternehmen das erste Schuco-Auto auf den Markt und verblüfft mit einer enormen technischen Präzision und einer bemerkenswerten Ausstattung der Miniaturen.
Besonders bekannt von Schuco sind heute noch das legendäre „Wende-Auto“ und der Mercedes „Silberpfeil“.
#machmit | "Ritter Sport"-Lesezeichen
Quadratisch. Praktisch. Gut. - diesen Slogan kennt sicher jeder von Euch. Na klar, die Rede ist von Ritter Sport.
Gegründet wird die Firma 1912 von Alfred Eugen und Clara Ritter in Stuttgart-Bad Cannstatt.
1932 wird unter dem Namen "Ritter's Sport Schokolade" das Schokoladenquadrat aus der Taufe gehoben. Clara Ritters Vorschlag, eine quadratische Schokoladentafel zu produzieren, findet im Familienkreis schnell Zustimmung: "Machen wir doch eine Schokolade, die in jede Sportjackettasche passt, ohne dass sie bricht, und das gleiche Gewicht hat wie die normale Langtafel."
In der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs gelangt die Firma nur schwer an Rohstoffe, denn Alfred Eugen Ritter tritt nicht der NSDAP bei - Einfuhrbeschränkungen sind die Folge. Doch lieber schließt Ritter Sport vorübergehend seine Produktion als in die Partei einzutreten.
1970 erobert Ritter Sport Ganz Deutschland: Die Einführung der innovativen Ritter Sport Joghurt, der ersten Joghurtschokolade, und die Premiere bundesweiter Fernsehwerbung bringen den landesweiten Durchbruch. Der einprägsame Slogan "Quadratisch. Praktisch. Gut." tritt seinen Siegeszug an.
Seit 1974 hat nun auch jede Sorte seine eigene Farbe - eine Revolution auf dem Schokoladenmarkt.
1976 kommt schließlich noch die Erfindung der Schlauchbeutelverpackung hinzu, sodass die Schokolade nun wunderbar mit einem Knick geöffnet werden kann.
Und die Verpackung kann sogar noch ganz leicht upcycled werden. Wir haben zum Beispiel ein Lesezeichen aus Ritter Sport Marzipan gefaltet. Die Anleitung hierzu findet ihr hier.
#spiel | Scrabble
Im Jahr 1931 entwickelt der Amerikaner Alfred Butts die erste Version, die er „Lexico“ nennt. Leider ist die Zeit noch nicht reif für ein Spiel, das Glück, aber auch geistige Fähigkeiten fordert. 1938 bekommt das Spiel einen neuen Namen: „Criss-Crosswords“ samt eigenem Spielplan. Zudem werden die Regeln ein wenig verändert. Doch auch diese neue Version verkauft sich schlecht.
Erst 1948 beginnt der Siegeszug des Spiels. James Brunot, ein Anwalt, erfindet den Namen „Scrabble“ und meldet diesen beim Markenamt an. In den ersten vier Jahren verkauft Brunot circa 90.000 Exemplare im Jahr. Seit etwa 1955 ist „Scrabble“ auch auf dem deutschen Spielemarkt verfügbar und hat sich zu einem Lieblingszeitvertreib der Deutschen entwickelt.
#spiel | Reifen treiben
Reifen treiben ist ein Kinderspiel, das bereits auf dem Gemälde "Die Kinderspiele" des flämischen Malers Pieter Bruegel des Älteren von um 1560 zu sehen ist.
Das Reifen treiben erfreut sich aber auch noch in den 1930er-Jahren großer Beliebtheit.
Es ist gar nicht so einfach, den Reifen mit einem kleinen Stöckchen voranzutreiben.
Pieter Brueghel the Elder, Public domain, via Wikimedia Commons, Ausschnitt
#spiel | Monopoly
Hättet ihr gedacht, dass das Spiel "Monopoly" schon über 80 Jahre alt ist?
Ziel des Spiels ist es, ein Glücksimperium aufzubauen und alle anderen Mitspieler in die Insolvenz zu treiben.
Am 11. August 1935 kam die erste deutsche Ausgabe von Monopoly auf den Markt.
Erfunden wurde das Spiel aber in den USA und das bereits im Jahr 1904: Elizabeth Magie entwickelte ein sozial-kritisches Brettspiel, das sie "The Landlord's Game" nannte und patentieren ließ. 1933 lernt der arbeitslose Heizungsbauer Charles Darrow das Spiel kennen. Er veränderte und entwickelte das Spiel weiter - das uns bekannte "Monopoly" war fast geboren. Er produzierte und verkaufte das Spiel zunächst im Eigenverlag, bevor er 1935 die Rechte an das Unternehmen Parker Brothers verkaufte.
Bis heute ist "Monopoly" eines der erfolgreichsten Brettspiele weltweit und wird in über 30 Sprachen sowie in über 100 Ländern verkauft.
#literatur | Prinz Eisenherz
Vor 85 Jahren, am 13. Februar 1937, erschien in verschiedenen amerikanischen Zeitungen, u.a. im New York Journal, die erste Seite von Hal Foster's Prinz Eisenherz. Die Serie wurde weltweit bekannt und bis heute gibt es jede Woche eine Fortsetzung.
Foster's Stil war für die damalige Zeit absolut neu: ungewöhnlich war nämlich, dass die Serie ausschließlich auf den großformatigen und farbigen Seiten der Sonntagsbeilagen erschien und nicht auch wochentags in schwarzweiß. So nahm die neue Serie schon von Anfang an eine Sonderstellung unter den damaligen Comics ein und bot Foster einen riesigen Freiraum, um seine Kreativität voll zu entfalten.
1954 wurde "Prince Valiant" von 20th Century Fox mit Robert Wagner in der Hauptrollte verfilmt, und die Popularität der Serie nahm immer weiter zu.
Im Jahre 1957 wurde Hal Foster mit dem National Cartoonist Society Reuben Award ausgezeichnet.
Nach mehr als 34 Jahren und 1788 Seiten übergab Foster am 23. Mai 1971 seinem Nachfolger John Cullen Murphy die Fortführung der Sage um den Prinzen aus Thule. Bis 1980 blieb er jedoch an seinem Lebenswerk beteiligt, indem er Skizzen anfertigte und die Geschichte weiterschrieb.
#literatur | Das fliegende Klassenzimmer
Erich Kästner haben wir schon in unserem Themen-Monat "1920er-Jahre" mit seinem Werk "Emil und die Detektive" kennengelernt.
Auch in den 1930er-Jahren führt kein Weg an dem bedeutenden Autor Erich Kästner vorbei. Sein Schul-Roman für Kinder "Das fliegende Klassenzimmer" veröffentlicht Kästner 1933 - damit schafft er ein Werk, das auch noch in den 2000er-Jahren mit seinem Inhalt aktuell ist.
2003 erscheint nämlich bereits die dritte Verfilmung des Romans "Das fliegende Klassenzimmer".
Doch was macht dieses Buch so zeitlos?
- Die unterschiedlichen Charaktere der fünf Freunde Martin, Johnny, Matthias, Uli und Sebastian, in einem von denen sich jeder Leser auf jeden Fall wiederfindet.
- Die fünf Freunde setzen sich mit verschiedenen grundlegenden Eigenschaften und Emotionen auseinander: Mut, Zivilcourage, Angst, Feigheit, Heimweh, Scham.
- Die Erwartungen der Schüler und Schülerinnen an ihre Lehrer und Lehrerinnen haben sich im Grunde nicht gewandelt: Besonders erwünscht sind Verständnis, Gerechtigkeit und Humor.
Heute gilt "Das fliegende Klassenzimmer" als Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur und die Form des Erzählens ist uns vertraut.
Doch in den 1930er-Jahren war dieser Erzählstil etwas besonders: Spannung, Dynamik und Humor sowie authentische Dialoge leiten damals eine neue Form des Erzählens ein.
1933 sieht Kästner in Berlin zu, wie seine Bücher öffentlich verbrannt werden. Dennoch wandert er nicht aus, sondern veröffentlicht unter Pseudonym und im Ausland.
#literatur | Pucki-Bücher
1935 erscheint der erste von insgesamt 12 Pucki-Bänden.
In den Büchern, die alle zwischen 1935 und 1941 veröffentlicht werden, wird das Leben Puckis von der Kindheit an über die Jugend bis hin zur jungen Ehefrau geschildert. In den Erstausgaben entspricht Pucki dem damaligen zeitgenössischen Frauenbild der NS-Zeit.
Die Ausgaben aus dem Titania Verlag, in dem Pucki seit 1949 erscheint, sind bearbeitet. Neben der Änderung von Ortsnamen werden teilweise auch ganze Kapitel umgeschrieben.